Ich hab es geschafft, ich war tatsächlich in der an dieser Stelle von mir selbst angekündigten Leibovitz-Ausstellung. Und das kam so: Es ist streßig, ja, aber eben auch ein Glücksfall, wenn man Berlin-Besuch drei Tage lang beschäftigen muß. Das heißt natürlich, nicht nur beschäftigen, sondern auch ein klein wenig berlinbegeistern, hier und da. Immer nur Shopping ist auf Dauer langweilig.
Das Postfuhramt in der Oranienstraße ist ein Prachstück. Von außen schon eine grandiose Erscheinung, besticht es innen mit rustikalem Charme. Grobe Holzböden und bröckelnder Putz, der etliche Schichten und damit ein vielfältiges Farbenspiel freilegt. Ebenso das Treppenhaus, groß, alt und gemütlich. Das Café im ersten Stock befindet sich in der Umkleidekabine der Turnhalle. In dieser hängen derzeit noch die großen Landschaftsbilder der Leibovitz.
Überhaupt paßt die Leibovitzausstellung hervorragend in die Location, nahezu perfekt. Denn auch auf den perfekt inszenierten Fotos platzt oft genug der Putz auf, an den Rändern zumeist. Oder in anderen kleinen Details, die es Wert sind, in Ruhe gesucht und gefunden zu werden. Ein bißchen Zeit sollte man sich auch für den Film nehmen, der an zwei Stellen gezeigt wird. Es handelt sich um eine Autobiographie in Bildern, ein Konzept, das ja auch die ganze Ausstellung prägt. Zu sehen noch bis zum 24. Mai 2009.
[Randbemerkung:David Rieff, Susan Sontags Sohn, der sich die letzten Bilder seiner Mutter als zu intim empfunden hatte, hat jetzt selbst ein Buch über deren Sterben geschrieben. Irgendwie ein Widerspruch, wie mir scheint.]
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