Auch Berlin soll nun einen 10. Feiertag bekommen, nachdem Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen den Reformationstag als arbeitsfreien Feiertag einführen wollen. Aber welcher Tag soll künftig gefeiert werden?
Die SPD kann sich den 27. Januar als Tag der Befreiung von Auschwitz, den 23. Mai als Tag des Grundgesetzes oder den 8. Mai als Tag der Befreiung vom Faschismus vorstellen und ist noch unentschieden. DIE LINKE wäre für den 8.Mai, die AFD will ebenfalls den Reformationstag und die FDP möchte gar keinen: schließlich sei es ein wirtschaftlicher Vorteil, dass in Berlin weniger arbeitsfreie Tage anfielen, der Standortwettbewerb lässt grüßen.
Von den GRÜNEN hört man einen aus meiner Sicht wirklich abseitigen Vorschlag: einen flexibel einlösbaren, arbeitsfreien Tag, den man frei wählen könne. Das hört sich zwar erstmal gut an, aber im Ernst: ein individueller freier Tag, an dem alle Anderen weiter arbeiten, ist Urlaub, aber KEIN FEIERTAG! Gerade in Zeiten, in denen die Individualisierung derart weit fortgeschritten ist, dass Gemeinsamkeiten nurmehr schwer zu finden sind und ein „Leben in der Filterblase“ möglich ist, ist so ein Vorschlag wirklich kontraproduktiv.
Ein Feiertag ist nur einer, wenn er alle erreicht
Das Schöne an gesetzlichen Feiertagen ist ja gerade, dass er unterschiedslos alle betrifft. Zwar müssen dennoch einige Menschen arbeiten, um die Infrastruktur aufrecht zu erhalten, doch bekommen sie dafür dann Feiertagszuschläge oder eine andere Kompensation. Gesetzliche Feiertage nutzt man mit der Familie oder mit Freunden, und auch wer alleine ist, bekommt durch die andere, ruhigere Atmosphäre etwas vom Feiertagsfeeling mit.
Nicht zuletzt gibt es an Feiertagen Veranstaltungen, die den kollektiven Charakter des Tages unterstreichen: er ist eben nicht nur „frei für das Individuum“, sondern absichtsvoll frei für (fast) alle. Deshalb kommt ein Feiertag anderer Religionen auch nicht in Betracht, da immer nur eine Minderheit den Anlass des Feierns teilen würde. Beim Refomationstag kann man immerhin auf die „kulturelle Bedeutung“ der Reformation verweisen, was für muslimische, jüdische oder buddhistische Feiertage eben nicht gilt.
Was also? Bisher hat Berlin die folgenden Feiertage:
Neujahr: | 01.01.2018 | Montag |
Karfreitag: | 30.03.2018 | Freitag |
Ostermontag: | 02.04.2018 | Montag |
Tag der Arbeit: | 01.05.2018 | Dienstag |
Christi Himmelfahrt: | 10.05.2018 | Donnerstag |
Pfingstmontag: | 21.05.2018 | Montag |
Tag der Deutschen Einheit: | 03.10.2018 | Mittwoch |
1. Weihnachtsfeiertag: | 25.12.2018 | Dienstag |
2. Weihnachtsfeiertag: | 26.12.2018 | Mittwoch |
Den Reformationstag halte ich – zumindest aus wirtschaftlichen Gründen – für ungeschickt. Denn an diesem Tag besuchen viele Brandenburger Berlin zum Einkaufen, was vielen Offline-Geschäften nützt, die es sowieso zunehmend schwer haben. Vom Datum her interessant wäre der 23.Mai, da er zwei Tage nach Pfingstmontag liegt und somit ein Kurzurlaub mit einem „Brückentag“ drin wäre. Für Arbeitnehmer/innen sehr angenehm! Inhaltlich würde ein „Tag des Grundgesetzes“ sicher nicht schaden, denn zu diesem Anlass gäbe es dann regelmäßig einen Bildungsinput, der sicher nicht schaden würde in einem Land, in dem viele vom GG nur beschränkt Ahnung haben.
Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Politik entscheidet. Vermutlich wird’s der 8.Mai?
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