Nun wird es also vermutlich wieder einen rot-grünen Senat geben. Zumindest nehme ich das stark an, den Wowereit wird nicht mit den Verlierern gehen wollen, die aller Voraussicht nach als Koalitionspartner in Zukunft auch deutlich sperriger wären.
Dass die CDU kein Bein auf den Boden bekam, wundert mich nicht. Schon allein die Plakate! Eine schiefe Ebene, auf der es steil abwärts geht mit Berlin: wie deprimierend! Schlechte Werber, die sowas machen, man hätte darstellen müssen, wie die CDU diesen Abwärtstrend heldenhaft stoppt und nicht ihn einfach abbilden. Dazu passte die vorwurfsvoll-weinerliche Manier des Spitzenkandidaten Pflüger, der in genau derselben Art unsympathisch wirkt wie sein Vorgänger Steffel: verkrampft, unauthentisch, unspontan, jede Menge Phrasen dreschend.
Mittlerweile wissen alle Berliner, die sich auch nur ein wenig über die Dinge informieren, dass der Handlungsspielraum der Politiker in Berlin nahe null liegt, wenn nicht der Bund per Verfassungsgericht gezwungen wird, die Haushaltsnotlage anzuerkennen und Berlin zu entschulden. Wer die Lage zu verantworten hat, ist auch noch gut im Gedächtnis, also wirkte es ziemlich hohl, wie Pflüger versuchte, gegen die Regierenden anzustinken.
Wowereit dagegen verbreitet immerhin gute Stimmung: Leute, wir können zwar nur sparen, aber sooooo schlecht lebt es sich in Berlin doch nicht! Berlin ist sexy und innovativ, lasst uns das Beste draus machen! Dazu passen die Grünen, die ihr bestes Wahlergebnis seit eh und je einfuhren – das macht Laune und Lust zum mitregieren, auch wenn man da nicht viel ausrichten kann.
Wer gar nicht zur Wahl ging – und das waren diesmal eine Menge – darf sich jetzt den Erfolg der Rechten stolz an die Brust heften. In einem Wahllokal in Hellersdorf-Marzahn reichten ihnen schon 15 Stimmen für ein spektakuläres Ergebnis von 8%, weil insgesamt nur 29% der dort Wahlberechtigten erschienen sind – na Glückwunsch!
Immer mehr Bürger seien „Demokratie-müde“, lese ich. Ich frag mich, was sie eigentlich wollen: Dass wie in Thailand Panzer auffahren und Militärs ansagen, wo es lang geht? Oder vielleicht wieder ein Politbüro oder gar einen Kaiser?
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