Warum dauert eine Bebauungsplanänderung ein Jahr?

Am letzten Montag war ich im Nachbarschaftszentrum Rudi auf einer Bürgerversammlung zur künftigen Bebauung des Blocks zwischen der Rother-, Ehrenberg-, Lehmbruckstraße und der Stralauer Allee. Das ist ein derzeit fast leeres Areal, dass die Oberbaumcity vom Rudolfkiez trennt.

Hier der Plan der künftigen Bebauung:

Plan

Es war voll im Rudi, viele Anwohner waren sehr interessiert an dem, was da kommt – und das ist angesichts bisheriger Pläne für diesen Block wirklich nett:

19 neue Häuser, die in Höhe und Masse ungefähr dem entsprechen, was in den Altbaublöcken der Lehmbruckstraße üblich ist. Jedes Haus bekommt eine individuelle Fassade und unterscheidet sich auch in anderen Details von den übrigen. Es sollen Miet- und Eigentumswohnungen entstehen, an der Stralauer evtl. Büros oder eine Hotelnutzung, da es da aufgrund des Verkehrs sehr laut ist.

Dort stehen auch acht große Bäume, die nicht gefällt, sondern erhalten werden: dafür halten die neuen Gebäude extra ein wenig Abstand. Luxuswohnungen sollen es auch nicht werden, sondern bezahlbare Wohnung für Leute aus der Umgebung. Im Blockinnenbereich entstehen zwei große Hoflandschaften mit Mietergärten und Kinderspielbereichen – die Autos kommen in Tiefgaragen unter die Häuser.

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von links: Herr Tauchert (Ex-Rudi-Leiter), Herr Peckskamp (Stadtplanungsamt), Herr Becker (Architekt), Herr Glocker (HVB-Immobilien)

Alles super eigentlich – der Plan fand denn auch die Zustimmung der Besucher, umso mehr, als bisher an dieser Stelle ein „umbautes Parkhaus“ geplant worden war: diesselbe Blockstruktur, nur eben innen noch massiv bebaut mit dem Parkhaus, so richtig hässlich und abschreckend! Und weil so niemand wohnen will, war der Block im Bebauungsplan als „Kerngebiet“ ausgewiesen, also mit maximal 20% Wohnen, der Rest Gewerbe.

Die Umplanung geschah auf Initiative der HVB-Immobilien (die das ganze Oberbaum-City-Gebiet „entwickelt“): offensichtlich hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass es nichts bringt, noch mehr Gewerbe in ein Gebiet zu setzen, dem es an Bewohnern fehlt! Seilt langem stehen ja viele Erdgeschosse der Bürokomplexe leer und die Kleingewerbetreibenden in der Rotherstraße haben es nicht leicht.

Die Mühlen der Verwaltung malen langsam…

Alle sind sich also (selten genug!) einig, dass dieser Plan ein Fortschritt und sehr zu begrüßen ist. Bei der Frage, wann es denn mit der Bauerei losgehe, stellte sich allerdings heraus, dass schon allein die erforderliche Änderung des Bebauungsplans (Wohngebiet statt Kerngebiet, kein Parkhaus) ein ganzes Jahr in Anspruch nehmen wird, wie Herr Peckskamp vom Stadtplanungsamt verlautbarte.

Ja Himmel nochmal: warum dauert das denn so lange??? Den Plan umzuzeichnen und die Beschreibungen zu ändern, dürfte doch mit moderner Technik keine zwei Tage dauern. Dann müssen vermutlich einige Institutionen zustimmen, in Zeiten des Internet sollte auch das keine Jahresaufgabe mehr sein – was machen die also so lange? Würde das auch so lange dauern, wenn die 19 Immobilien in München errichtet werden sollten? Und warum steht so ein Bebauungsplan nicht einfach im Web oder Intranet und wartet, bis sich alle zu Beteiligenden eingeloggt und ihr OK oder Änderungswünsche dran geheftet haben?? Dann bräuchte es vermutlich noch eine BVV zum abnicken und die Sache wäre kurz und schmerzlos durch.

Ja, ja, ich weiß, das ist utopisch. Verwaltung ist träge, bürokratisch und trägt sich vermutlich noch verstaubte Akten mittels Büroboten zu, wo sie dann im Eingang Berge bilden und ganz gemütlich abgearbeitet werden… Mich würde mal ein Vergleich mit anderen Städten interessieren: Wie lange dauert sowas in München, Hamburg, Frankfurt?

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Ein Blog von: ClaudiaBerlin

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6 Kommentare

  1. Pingback: Ein neuer Block – Info-Veranstaltung im “Rudi” – heute 19 Uhr!


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