Ein neuer Wohnblock im Rudolfkiez

Grade hab‘ ich es im Blättchen gelesen, das immer Mittwochs in den Briefkästen landet: Das Ende der Freifläche an der Rotherstraße (zwischen Lehmbruck- und Ehrenbergstraße) ist nahe! Schon 2009 sollen 19 neue Häuser gebaut werden, siebenstöckig – sowohl Miet- als auch Eigentumswohnungen. Und in die Erdgeschosse sollen Läden einziehen.

Bisher ist da nur ein großer Parkplatz und ein einzelnes altes Haus. Den wenigen Gewerbetreibenden in der Gegend würde es gewiss nutzen, wenn 500 neue Bewohner hinzu kommen, die mal Blumen kaufen, mal zum Bäcker gehen oder die paar eher schleppend laufenden Restaurants und Imbisse besuchen.

Noch mehr leere Läden?

Das Vorhaben, Läden in die Erdgeschosse zu ziehen, sehe ich allerdings als aussichtslos an. Seit ich hier wohne, stehen die meisten Erdgeschoss-Läden der Oberbaum-City leer. Und gerade ist schon wieder ein Eckladen in der Rotherstraße frei geworden. Etliche Läden finden immer mal Mieter für ein paar Monate, bis diese einsehen, dass man hier nicht von Laufkundschaft leben kann – es ist einfach zu wenig los.

Das wird sich auch mit einem Wohnblock mehr nicht gravierend ändern: der Grundbedarf an dem, was man so einkauft, ist gedeckt und eine Bummel- oder Shopping-Gegend wird der Rudolfkiez gewiss nicht! Schließlich ist der Boxhagener Kiez und die Simon-Dach-Straße nicht weit, wo soviel los ist, dass man dagegen nicht so schnell anstinken kann. Es wird also noch mehr leere Läden geben, funkelnagelneu und richtig teuer.

Wohnen will kaum jemand im Erdgeschoss, von daher ist es verständlich, dass man an Läden denkt. In Zeiten des Internet ist allerdings alles außer Grundbedarf, Erlebnis-Shopping und Ausgehen ziemlich überflüssig und am absterben, bzw. lange verschwunden. Und wer nur ein Büro braucht, wird sich auch nicht freiwillig in ein dunkles Erdgeschoss setzen.

Anstatt weiteren Leerstand zu planen, könnte man ja mal versuchen, das Problem schon beim Bau kreativ anzugehen. Z.B. große Durchgänge zum gärtnerisch gestalteten Innenhof, die Häuser teils auf Säulen und Stützen, wie es die Ballerhäuser in Kreuzberg zeigen. Erdgeschss vermeiden anstatt Vermietungsprobleme bekommen – genial!

Bürgerversammlung am 14. Juli

Es war dem zuständigen Ausschuss der BVV wichtig, dass das Projekt den Bewohnern des Rudolfkiezes vorgestellt wird, schreibt die Berliner Woche. Das ist schön, denn die Blumenhändlerin, die ich heute auf das Vorhaben ansprach, glaubt noch, da komme ein großes Hotel hin. Das Treffen ist am 14.Juli um 19 Uhr in RuDis-Kiezladen (Modersohnstraße 55) – man rechnet also nicht gerade mit Massenandrang.

Der Sinn einer Versammlung, die etwas schon fest Beschlossenes nur vorstellt, erscheint mir auch begrenzt. Da wäre ein Rundschreiben in die Briefkästen der Anlieger sicher effektiver. Dem Investor, der das Grundstück bereits besitzt und wegen dessen Vorhaben extra der Bebauungsplan geändert wurde, wird man nicht viel reinreden können.

Oder doch? Eine Baugenehmigung braucht er ja noch. Vielleicht kriegen es unsere Volksvertreter ja wenigstens hin, dass mehrere Architekten beauftragt werden und nicht einer alleine seinen dann automatisch gleichförmigeren Stiefel durchzieht, mit minimalen Varianten in der Fassadengestaltung.

(Vielleicht geh‘ ich mal hin am 14. – mal schauen, ob noch jemand kommt.. :-)

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Ein Blog von: ClaudiaBerlin

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