Indisches Restaurant KARMA am Rudolfplatz
Im Gebiet um den Rudolfplatz ist es deutlich ruhiger als im umtriebigen Boxhagener Kiez, wo sich Kneipe an Kneipe reiht. In der Simon-Dach-Straße herrscht ja manchmal regelrechte Oktoberfest-Stimmung, wenn die Touristen bei warmem Wetter in Massen strömen – hier dagegen ist nicht viel los, was mir auch echt gut gefällt! Trotzdem hab‘ ich mich gefreut, als Anfang 2003 Ecke Modersohnstraße ein Inder eröffnete: sehr preiswert, sehr freundlich, endlich ein Ort, wo ich mit Leuten essen gehen konnte, die ich nicht gleich zuhause empfangen wollte.
Nun war ich eine Zeit lang nicht dort gewesen, hatte aber gesehen, dass das KARMA eine neue Möblierung angeschafft hatte: edle weiße Stühle, die irgendwie gar nicht zum Stil des Restaurants passen. Kannte ich die nicht schon? Sind das etwa die Stühle, die mal im Edelweiß in der Sonntagstraße standen und dort die Leute verschreckten, weil damit alles viel zu FEIN wirkte??? Tatsächlich waren die Stühle dort der üblichen braun-hölzernen Kneipenbestuhlung gewichen – und prompt hatte sich das Lokal belebt. Ob es nun wirklich diesselben Stühle sind, weiß ich nicht, doch scheint mir eine Art „Fluch“ an ihnen zu hängen: wo sie stehen, mag kein Gast lang verweilen….
Kargheit und Leere: Ein Testbesuch
Neugierig, wie ich bin, machte ich einen Test und ging eines Samstagabends wieder mal ins KARMA essen. Mein Begleiter und ich waren die ganze Zeit über die einzigen Gäste – und was wir erlebten, machte uns keine Lust auf mehr: das Preisniveau ist deutlich gestiegen, weit über das in Friedrichshain für Durchschnitts-Inder Übliche hinaus. Die Kochkunst hat sich den neuen Preisen gleichwohl nicht angepasst: es schmeckt wie überall, kein besonderer Kick, kein heraus fallender Geschmack – dazu weder ein kostenloses Appetithäppchen für die Wartezeit, noch der übliche Mango-Likör zum Abschied. Auch das indische Brot, dass es früher einmal „einfach so“ dazu gab, ist eingespart worden. Die bekannten Vorspeisen „mit dreierlei Soßen“ haben sich zu ihrem Nachteil verändert: die gebackenen Auberginen (oder was immer es grade ist) liegen jetzt direkt in den sparsam auf demselben Teller verteilten Soßen – mag man eine davon nicht: Pech gehabt! Zudem wird alles schnell ein wenig matschig.
Auch die Einrichtung des Lokals strahlt den Geist der Kargheit und Sparsamkeit aus: auf den Tischen keine Kerzen, keine Blumen, nur noch Aschenbecher. Nußbaumfurnier an weißem Kunstleder ist mir aber nicht gemütlich genug, sorry! Auch die Fensterbänke sind kahl und leblos, hier könnte eine Reihe Grünpflanzen Wunder wirken, ein paar Zeitungen und Magazine für den alleine kommenden Gast wären auch ganz passend. Aber nichts da, im Karma herrscht die große Leere: es gibt das Allernötigste – und sonst nichts!
WARUM man dann eigentlich essen gehen soll, anstatt sich zuhause was Nettes zu kochen, wird nicht klar. Offenbar versucht das KARMA, mehreres gleichzeitig zu sein: indisches Restaurant, normale Kneipe und coole Cocktailbar – darauf deuten auch die nichtssagenden modernen Frauenakte an den Wänden hin, eine Deko, die zum „Inder“ einfach nicht passt. Wenn ich indisch essen gehe, soll auch das Drumrum ein bisschen indisch sein – im KARMA bin ich mit solchen Wünschen allerdings ganz falsch!
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