Gestern hatte ich ein Problem, keine Milch im Haus. Die war mir übers Wochenende leergelaufen, und so begann der Montagmorgen ohne Kaffee. Milchkaffee ist ein Muss, einmal am Tag, vorzugsweise zu Beginn und ganz besonders am Montag. Zwar wohne ich in Neukölln, immer noch, wo die Gentrifizierung gerade erst tief einatmet, um dann ein erstes Mal kräftig durchzupusten. Heute früh wurde ich also von Kreissägekreischen und Hammerschlägen geweckt, das Haus schräg gegenüber wird seit Monaten auf Vordermann gebracht. Aber nix mit Entkernung oder Grundsanierung, kein Grund zur Sorge. Da werden die sicherlich notwendigen neuen Fenster eingebaut, doppelte Verglasung usw., energietechnisch durchaus vernünftig.
Und überhaupt, was solls!? Ich habe Milch besorgt. Die Welt ist wieder in Ordnung, der Schaum steht und ich bin satt zufrieden. Was will ich mehr?
Passend zum Them lese ich Andrej Holm in dem Prenzlauer Berg Nachrichten: Was hat der Milchschaum mit der Verdrängung zu tun? Und denke dabei weniger an Prenzlauer Berg und Mitte oder gar New York, sondern vor allem an meine hiesige Nachbarschaft. Wann wird es ernst? Wieviel Zeit bleibt noch? Und an Friedrichshain natürlich, wo die „Umgestaltung“ schon weitgehend fortgeschritten ist. Wo vieles schon verschwunden ist, oder zurzeit im Verschwinden begriffen. Sind das die Stufen der Veränderung, die Stufen der Verdrängung? Endet das alles immer zwangsläufig so, wie Andrej abschließend bilanziert:
Dieser Zug scheint in Prenzlauer Berg weitgehend abgefahren – es mangelt nicht nur an Respekt, auch die (alte) Seele scheint verloren. Prenzlauer Berg zwanzig Jahre nach der Wende: die einen haben den Milchschaum vorm Mund, den anderen bleibt die Wut im Bauch.
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