The Carnival is (never) Over

Der 17. Karneval der Kulturen ist vorbei, was also jetzt noch groß darüber sagen? Außerdem handelt es sich inzwischen um eine Berliner Institution, mit fixen Daten und straff geplantem Ablauf. Ein Tourismus Event, davon schrieb ich ja in der letzten Woche bereits. Und die Bilder, insbesondere die von der Parade, sind auch Jahr für Jahr irgendwie gleich:

Dennoch liebe ich diesen Karneval, allen Kritikpunkten – Kommerzialisierung einerseits und mangelnde Unterstützung der agierenden Gruppen andererseits – zum Trotz. Es ist eine großartige und wichtige Arbeit, die die Werkstatt der Kulturen nicht nur an Pfingsten, sondern über das ganze Jahr hinweg leistet.

Kein Spaß ohne (finanzielle) Schwierigkeiten

Nicht mehr mit dabei war in diesem Jahr die traditionelle Eröffnungsgruppe Afoxé Loni unter der Leitung von Dudu Tucci, Murah Soares und Krista Zeißig, und das hatte einen Grund, der in einem Offenen Brief (PDF) ausführlich dargelegt ist. Darin heißt es unter anderem:

Afoxé Loni sagt nein zu dieser Kulturpolitik der Missachtung, Instrumentalisierung und Ausbeutung von kultureller Vielfalt in dieser Stadt und ihrer migrantischen Kulturschaffenden, die häufig selbst unterhalb des Existenzminimums leben müssen.

Afoxé Loni fordert die Einsetzung eines Karnevalsfonds, an den die Gruppen in einfacher, auch für Nicht-Muttersprachler verständlicher Form Förderanträge für den Karneval stellen können.

Genau das sollte bei aller Multikulti-Begeisterung nicht vergessen werden: Ein solches Großereignis kostet nicht nur Zeit und Geld, vor allem lebt es vom Engagement seiner Akteurinnen und Akteure. Und das sollte vielleicht nicht allzu sehr mit Füßen getreten, äh, ich meine natürlich als selbstverständlich vorausgesetzt werden.

Ich selbst erinnere mich übrigens immer an Pfingsten, wie ich vor Jahren in München zu Besuch war und nachts die Aufnahmen vom Berliner Karneval im Fernsehen sah. Wie gern wäre ich damals mit dabei gewesen, statt unsinnigerweise  in diesem München zu hocken. Nein, ich verrate nicht, warum ich dort war, aber vermutlich war diese blöde Nacht in München der erste Impuls, um mich wenig später zu entscheiden, hier herzuziehen.

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