Als Stromverbraucher spüre ich eine gewisse Verantwortung, meinen Teil an einer möglichen Energiewende zu bedenken. Was kann ich, ausser den konventionellen Methoden – wie Energiesparlampen benutzen, Raumklima verbessern statt Ventilator etc. – noch machen, um meinen Stromverbrauch nachhaltig zu minimieren? Die beste Möglichkeit wäre, auf einzelne Stromverbraucher im Haushalt komplett zu verzichten – oder besser als Verzicht: Alternativen nutzen oder ausdenken.
Energiesparen mit positivem Nebeneffekt
Oft besitzen diese Alternativen zusätzliche, positive Nebeneffekte, z.B. als alltägliches Fitnesstraining, wie das Benutzen einer manuellen Kaffeemühle oder auch eines Spindel-Rasenmähers. Gleichzeitige verringern diese Alternativen auch die Lärmbelastung – und meine eigene Stromsparidee, die Hochdusche, gefällt sogar meinem Kater!
Doch dazu später. Vorab eine allgemeine Beobachtung – eine nicht zu vernachlässigende, angesichts der vielen Produkte, die, dank gesenktem Stromverbrauch, mit grünen Image für ihre Benutzung werben: Der sogenannte Reboundeffekt.
Der Rebound Effekt und der Wunsch nach Wirtschaftswachstum
Dieser Effekt relativiert die technischen Fortschritte bezüglich ihrer Wirksamkeit, Energie einzusparen, aufgrund des tatsächlichen Nutzungsverhalten.
Ein Beispiel aus dem Alltag: Die digitale Fotografie elektrifizierte die analoge Fotografie, die – sieht man vom Blitz und evtl. mittels Batterien motorisierter Mechanik ab – ohne Strom funktionierte.
Nun wird die digitale Fotografie – also viele kleine, ständig aufgeladene Verbraucher – millionfach genutzt. Selbst der Energieverbrauch in der Reproduktion von Fotos nahm zu, da nie zuvor mehr Bilder entwickelt (jetzt: ausgedruckt) wurden wie seit Verbreitung der digitalen Fotografie.
Ein aktuelles Beispiel für den Reboundeffekt ist der kommerzielle Erfolg des neuen Airbus a320-neo. Der Hersteller nennt eine Spritersparnis bis zu 15 Prozent je Maschine. Steigt die Zahl der Flugzeugverkäufe allerdings um über 17 Prozent gegenüber dem Vorgängermodell, ist der geringere Energieverbrauch der einzelnen Maschine durch die Gesamtanzahl der produzierten Maschinen aufgezehrt. Die schon jetzt vorliegenden Bestellungen lassen dies auch vermuten. Gut fürs Geschäft, Pech für die Umwelt!
Wir sehen: Das gewünschte Wirtschaftswachstum braucht das Energiesparpotential der technischen Entwicklung auf. Die scheinbaren technischen Lösungen von heute sind die Probleme von morgen.
Eine realistische Energiewende muss also von beiden Seiten – der Energieerzeugung und dem Verbrauch, bzw. dem Nutzungsverhalten, inklusive individuell anteiligen Verzicht – bedacht werden.
Aber nun zu meiner Stromsparidee.
Stromsparidee: Lass Wasser fließen!
Zum Inventar meiner Altbauwohnung gehört schon seit meinem Einzug eine Duschkabine in der Küche. Diesen Umstand nehme ich bis heute gerne in Kauf, wiegen doch die Vorteile der Wohnung diesen Nachteil auf. Das Dumme an der Dusche ist nur, dass sie – zum einen durch den Wasserboiler, zum anderen durch die Pumpe zum Entleeren der Duschwanne – ein doppelter Stromverbraucher ist. Besser gesagt war!
Denn als die Pumpe nach Jahren mal endgültig kaputt ging, stand ich vor einer Entscheidung. Eine neue Pumpe kaufen und austauschen – oder eine neue Lösung finden. Neben dem Stromverbrauch gab es noch weitere Gründe die gegen eine neue Pumpe sprachen, die ich Euch jetzt aber erspare (der Artikel ist schon lange genug!).
Die Lösung: einfach, unkonventionell, wirkungsvoll
Meine neue Lösung sah so aus: Ich baute eine passende, die Duschkabine tragende Unterkonstruktion aus Holz. Ziel war es, den Duschwannenabfluss höher als den Ablauf zu legen. Mit Hilfe eines guten Freundes hievten wir zu zweit die Dusche auf das Gerüst. Danach mußte ich die Anschlüsse nur noch so einrichten, dass das Wasser von selbst ablaufen konnte.
Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer für die Menschheit
Nun spare ich einerseits Strom und habe andererseits GAR KEINE NEUE PUMPE benötigt. Neben den so erzielten Ressourcen- und Energieersparnissen wurde für den Umbau zudem Holz aus alten Möbeln recycelt und unter der Dusche zusätzlicher Stauraum in der Küche gewonnen. Fehlt nur noch der farbenfrohe Duschspritzvorhang, den ich aus alten CDs und Wäscheleine machen möchte.
Und ehrlich gesagt, es ist ein angenehmes, witziges Gefühl beim Duschen! Besonders wenn ich dann über eine Leiter aus meiner Duschkapsel steige. Manchmal ahme ich Neil Armstrong nach, wie er aus dem Mondlandemodul Eagle ausstieg: Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer für die Menschheit – jedenfalls in der möglichen Gesamtwirkung vieler kleiner, gemeinsamer Schritte.
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