Wer in Friedrichshain unterwegs ist, kann sie kaum übersehen: die besetzten oder ehemals besetzten und inzwischen (mehr oder weniger rechtmäßig) angemieteten Objekte im Kiez. Beheimatet sind dort zum Teil nicht nur Wohnprojekte sondern auch Volksküchen, Kinos oder Umsonstläden. Also Kultur im weitesten Sinn. Doch Liebig 14, Bödi 9, der Wagenplatz Laster und Hänger an der Modersohnstraße oder das Köpi in Kreuzberg, alle kämpfen mit ähnlichen, in letzter Zeit offensichtlich zunehmenden Schwierigkeiten.
Dass sich derzeit die Gentrifizierungsschraube in Friedrichshain besonders schnell dreht, ist ebenso offensichtlich. Die Mieten steigen stetig, der Mietspiegel 2009 weist es aus. Neuanmietung sind für Normalsterbliche größtenteils (leider) längst unerschwinglich. Kein Wunder, dass sogenannte Investoren auftauchen. Oder besser: weil sogenannte Investoren auftauchen, rigoros eingreifen und ganze Straßenzüge mit eigenen, fernab geplanten Konzepten überziehen. Da geraten über Jahre und Jahrzehnte gewachsene Strukturen ins Wanken, werden mit Hilfe von juristischen Taktiken und anderen Mechanismen in die Enge getrieben. Was nicht nur ärgerlich ist und übel, sondern vor allem auch schade. Sehr schade, wenn ein ganzer Kiez womöglich auf die Art seinen individuellen Charme verliert und am Ende nur noch ein am Reißbrett entworfenes Vermietungskonzept darstellt.
Persönlich wollte und könnte ich zwar nicht so leben, dazu bin ich wohl zu eigen. Oder zu chaotisch, tief in mir drinnen. Aus dem Grund scheint mir ein Leben in einer derartigen äußeren Unsicherheit nicht unbedingt erstrebenswert, wenn nicht sogar gefährlich. Aber natürlich sollte es die Möglichkeit dazu in einer Stadt wie Berlin ganz selbstverständlich geben. Bei den Gated Communities (siehe Link: Bödi 9) allerdings bin ich mir diesbezüglich nicht so sicher.
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