Sauna Schmidke in Friedrichshain: Testbesuch nach Umzug

Nachdem die „Kleine Schwitzhütte“ in der Mainzer Straße geschlossen hatte, war Friedrichshain um eine Sauna ärmer – für mich als Saunafreundin sehr bedauerlich! Nun hörte ich, dass Herr Schmidtke, der die Sauna-Schmidtke im Keller eines Hinterhauses in der Libauer Straße betrieben hatte, die „Schwitzhütte“ übernommen und neu gestaltet hat. Und jetzt heißt sie auch wieder so, nämlich „Sauna Schmidtke“.

Wow, ich war gleich schwer neugierig, wie es dort wohl sein werde! Ein Sauna-Erlebnis in der alten Schmidtke-Sauna hatte mich wenig begeistert, doch die Schwitzhütte mit ihren größeren und schön gestalteten Räumen hatte mir gefallen. Wie es dort nun wohl sein würde?

Der Sauna-Test

Gestern also mein Test-Besuch. Die Website der Sauna gibt einen schönen Einblick in alle Räume, wodurch der Test schon mal mit Pluspunkten startete. Herr Schmidke empfing mich freundlich und führte mich kurz herum. Als erstes fällt auf, dass der große schöne Liegeraum von früher einer großzügigen Umkleide gewichen ist. Ausgeruht wird jetzt im Vorraum der Saunen, sowie in einem eigenen, etwas kleineren Ruheraum. Zudem gibt es die „Bibliothek“ mit gemütlichen Sesseln und einem wandfüllenden Bücherregal. Alle Räume machen einen sauberen, blitzblanken Eindruck, die Gestaltung ist allerdings eher sachlich-kühl. „Wellness für die Seele“ war auch früher Herrn Schmidtkes Sache nicht – aber ok, das ist Geschmacksache.

Die Duschen

Mehrere Duschen stehen zur Verfügung, die es ermöglichen, sich die gewünschte Temperatur selbst einzustellen (nicht selbstverständlich! Im neuköllner Blub/Al Andalus duscht man schon mal zwangsläufig warm). Das Zeitintervall fürs Wasser, nach dem sich die Dusche selber abstellt, ist mehr als großzügig bemessen, so dass ich im zweiten Intervall nach einer Möglichkeit suchte, das Wasser nun zu stoppen. Dazu muss man auf einen kleinen Knopf in der Armatur drücken, der nicht gleich ganz intuitiv zu finden ist – hier könnte Herr Schmidtke vermutlich Energie und Wasser sparen, gäbe es einen kleinen Hinweis. Nach Handtuchhaltern suchte ich zunächst vergeblich, nutzte dann aber eine Art „Hutablage“, die den Dienst durchaus tut. Dafür gibt es dankenswerterweise Halterungen zum Abstellen des Duschgels – leider nicht so verbreitet in Berliner Saunen.

Wie auch bisher, gibt es nur zwei Saunas: eine Finnische mit 90 Grad und eine „Bio-Sauna“ um die 50 Grad. Die Räumlichkeiten würden es durchaus ermöglichen, noch ein kleines Dampfbad zu integrieren, womit dann auch Kunden angesprochen wären, die ansonsten den weiteren Weg in die Hübnerstraße gehen. Schade!

Die Finnische – und ein Aufguss zum Weglaufen

Beide Sauna-Kabinen sind neu, wie ich auf Qype las. Da wundert es dann doch, dass die untere Bank der Finnischen beim Betreten ein wenig nach vorne kippt und hinten leicht abhebt, um dann mit lautem Krach wieder herunter zu fallen. Und jeder, der auf die zweite oder dritte Stufe will, steigt auf diese untere Bank! Seltsam, dass der Betreiber hier nicht Nachbesserung verlangt hat oder eben selbst das Hochklappen mit zwei Nägeln oder Schrauben verhindert.

Ansonsten ist die Sauna ok, ich schwitzte mit drei anderen Frauen so vor mich hin und freute mich, als Herr Schmidtke erschien, um den Aufguss zu machen. Aufgüsse gibt es hier halbstündlich, für so eine kleine Kiezsauna eine hohe Frequenz!

Wie auch früher in der alten Schmidtke-Sauna, goss Herr Schmidtke einfach das mit einem Duft angereicherte Wasser auf die heißen Steine: ohne erst die Sauna zu lüften, ohne Wedeln mit einem Handtuch und ohne merkliche Pausen. Das hatte ich schon in meinem Artikel von 2007 kritisiert, denn das beliebte Sauna-Ritual hat ja durchaus seinen Sinn: Der aufsteigende Dampf erhöht die Luftfeuchtigkeit, er steigt zunächst zur Decke und fällt dann auf die Saunagäste herunter. Üblicherweise folgt einem Guss eine Pause, in der man dieses Geschehen still genießt. Der Saunameister verwedelt dann mit einem Handtuch die aufgestiegene Luft und verteilt so die feuchtere und dadurch gefühlt heißere Luft im Raum.

Nichts davon bei Herrn Schmidtke: Es fehlte nicht nur alles, was für mein Empfinden den Aufguss zum echten Genuss macht, darüber hinaus gießt Herr Schmidtke allen Ernstes einen ganzen Sauna-Eimer voll Wasser Kelle für Kelle über die Steine – und das in einem Saunaraum von geschätzt nur 2,50 x 2,50 x 3,50 Meter! Als „Daumenregel“ gelten allgemein etwa 10 bis 15 ml Wasser pro Kubikmeter Saunaraum. Hier bekommt man ein Vielfaches ab – und das ohne Pause zum „setzen lassen“ und sich an die mit jeder Kelle Wasser erhöhte „gefühlte Temperatur“ gewöhnen zu können. Auch meine Mitschwitzerinnen schauten irritiert auf dieses Gießen und immer weiter Gießen – zum Glück saß keine von uns auf der obersten Bank!

Nachdem Herr Schmidtke den Raum verlassen hatte und wir ihm fluchtartig gefolgt waren, fragte ich sie nach ihren Eindrücken. Sie waren ebenfalls zum erstem Mal seit der Neueröffnung hier, lobten die früheren Betreiberinnen für deren kundiges „Wedeln“ und bemängelten genau wie ich die viel zu große Menge Wasser. Ein zweiter Saunagang, den ich nach einiger Abkühlung wagte, ergab, dass es nicht etwa eine Ausnahme gewesen war, wie Herr Schmitdtke den Aufguss versteht. (Ungefragt wird auch nicht angesagt, um was für einen Duft es sich handelt).

Auf einen dritten Saunagang in der Finnischen verzichtete ich dann lieber und nahm mir vor, nach einer Ruhepause die softe Bio-Sauna zu nutzen: da KANN ja gar nichts falsch sein – dachte ich!

Außenbereich + Abkühlmöglichkeiten

Nun aber erstmal wieder etwas Positives: Es gibt einen Außenbereich mit Stühlen und Tischen und sogar ein paar echte Pflanzen. Wer mag, kann dort eine rauchen. Die Abkühlungsmöglichkeiten bestehen aus zwei bis drei hoch angebrachten Eimern, mit denen man sich übergießen kann, einer Schwalldusche und mehreren Schläuchen. Weiter lädt ein Becken mit kaltem Wasser und Kieselsteinen zum „Kneipp-Walk“ und danach kann man auch noch ein lauwarmes Fußbad nehmen. Persönlich würde ich ein richtiges Tauchbecken dem Kieselbecken vorziehen (man hätte es nur höher mauern müssen), doch das ist wiederum Geschmacksache.

Die „Bio-Sauna“: Ohrstöpsel empfohlen

Unter einer Bio-Sauna verstehe ich nach all den Erfahrungen in vielen Saunen Berlins eine mäßig warme Sauna (50 – 60 Grad), die aufgrund der geringeren Hitze auch eine etwas (!) höhere Luftfeuchtigkeit hat. Allermeist gibt es wechselndes Farblicht, manchmal besondere Düfte und gelegentlich meditative Musik oder Naturgeräusche als Hintergrundsound zum wohligen Entspannen. Stille mag ich auch sehr gerne, fand also nichts dabei, dass in der Schmidtke-Bio-Sauna keine Musik ertönt. Leider nervt statt dessen ein ausgeprochen lauter Sauna-Ofen, der – offenbar in der Aufheizphase – derart laut rauschte, dass die zwei sich unterhaltenden Frauen in der Bio-Sauna mit leicht erhobener Stimme sprechen mussten. Ich fragte, ob das durchweg so laut sei und bekam zur Antwort: „Ja, leider! Entspannend ist das ja nun nicht“.

Ich blieb trotzdem und hoffte auf Besserung. Nach etwa 5 Minuten wurde der Ofensound etwas leiser, dafür kochte jetzt offenbar eine Menge Wasser und brodelte recht laut vor sich hin. Für eine Bio-Sauna ungewöhnlich, stieg jetzt nicht wenig Dampf auf, während das störende Brodeln weiter anhielt. Das ging so etwa 10 Minuten, dann trat tatsächlich Stille ein! Allerdings nur ganz kurz, dann ging der brachiale Ofen wieder in den Aufheizmodus über. Du lieber Himmel, dabei soll man abschalten? Die Sauna ist noch kleiner als die Finnische, der Ofen dominiert also das Erlebnis mit seiner Lautstärke, ohne dass man dem irgendwie ausweichen könnte. Ich empfehle Ohrstöpsel für alle, die entspannen wollen.

Von den auf der Website angekündigten Aromen habe ich nichts gerochen. Was nicht wundert, denn in einem derart überdimensionierten Dampf-Erzeuger verduftet das ja ruck-zuck, sollte etwas vorhanden gewesen sein. Das Ganze ist eher ein halbes Dampfbad als eine übliche Biosauna, in denen man sonst kaum etwas von den Aktivitäten der Heizung und der Luftbefeuchtung mitbekommt. Doch auch all die Dampfbäder, die ich kenne (und das sind nicht wenige!) erzeugen ihren Dampf auf weniger geräuschintensive Weise.

Fazit: Sauna für Hartgesottene!

Als ich zahlte (derzeit 8,- Euro Einführungspreis für vier Stunden, später 9,-), sprach ich Herrn Schmidtke auf den extrem lauten Ofen an. Leider ging er kaum darauf ein, sondern fertigte die Frage mit einem „das muss so sein, weil ja das Wasser kochen muss“ schnell ab.

Mein Fazit: die Sauna Schmidtke ist eher was für hartgesottene Saunagänger, die nichts aus der Ruhe bringt. Ich werde wohl weiter größere Entfernungen zurück legen müssen, um zu einem wirklich entspannenden Sauna-Erlebnis zu kommen.

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10 Kommentare

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