Es ist wieder soweit, so stand es letzte Woche in der Ankündigung für die Anwohner: Das Brandenburger Ermittlerteam Johanna Herz (Imogen Kogge) und Wachtmeister Krause (Horst Krause) ist unterwegs in einem Kriminalfall aus der Reihe „Polizeiruf 110“. Wichtigen Szenen werden genau eine Straße von meiner persönlichen Wohnstätte entfernt in der – meine ich zumindest – seit einiger Zeit leerstehenden Eckkneipe mit dem schönen neuen Namen „Sonnenaufgang“ gedreht.
Nun sind die Berliner ja daran gewöhnt, dass immer wieder Mal irgendwo gefimt wird. Der Fahrzeugpark vor dem legendären Stadtbad Neukölln, als Tom Cruise dort den Grafen Stauffenberg gab, war bombastisch. Doch um möglicherweise anwesende Stars wird in Berlin oft kein großes Theater veranstaltet. Brad Pitt, wenn er mal hier ist, bewegt sich recht unbehelligt durch die Stadt. So hört man zumindest. Außerdem lassen sich die Berliner gerne auch Mal selber filmen, wie am letzten Samstag zu sehen war. Mit großem Erfolg.
Nach dem, was ich seit gestern vor meiner Haustür beobachten konnte, kommt so ein Filmalltag ausgesprochen ruhig rüber. Die Crew besteht aus einer Menge Leute, vorwiegend Männer, die aussehen wie Handwerker. Ausgelatschte Jeans und Basecaps auf dem Kopf, vorwärts oder rückwärts getragen. Das passt gut hierher, muss ich sagen. Fast alle tragen Werkzeug oder Funkgeräte am Körper, einer hat eine gelbe Warnweste an. Hin und wieder gelangweilt mit einem Fähnchen auf die Kreuzung, um den Verkehr zu regeln. Andere tragen Ordner und Papiere durch die Gegend, telefonieren dabei und sehen auf die Uhr. Das sieht dann schon eher nach Film aus, wie man sich das so vorstellt.
Die Schauspieler erkennt man daran, dass sie heute dasselbe tragen wie gestern. Logisch! Hauptdarstellerin Imogen Kogge „wohnt“ mit ihrem Hund in einem Wohnmobil direkt unter meinem Balkon. Oder ist es ein Filmhund? In der letzten Folge hatte Kommissarin Herz ja Ärger mit ihren Gatten, da käme ein Hund als Ersatz doch ganz gut.
Ich hatte auf Anja Franke gehofft, aber die kriegt ja im Polizeiruf immer nur ein paar kleine Szenen. Leider.
Richtig blöd ist das mit dem Catering. Der Wagen steht nicht nur in Sichtweite, es riecht auch nahezu permanent nach lecker Essen. Gerade jetzt, wo die großen Töpfe und Pfannen aufgefahren werden. Das ist gemein.
Ob ich auch was kriegen würde, ginge ich einfach mal dahin und stellte mich in die Reihe?
Gezeigt wird der Film unter dem Titel „Falscher Vater“, die Geschichte eines Familiendramas mit tragischen Konsequenzen, wie es in dem Aushang hieß, voraussichtlich noch in diesem Jahr, am 20. Dezember in der ARD um 20.15 Uhr.
Ich bin mal gespannt, wohin das Innenleben der Neuköllner Eckkneipe dann verfrachtet wird. Immerhin handelt es sich ja um den Brandenburger Polizeiruf, der meines Wissens nach eher nicht in Berlin und schon gar nicht in Neukölln spielt.
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